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32. Staffelrudern in Hamburg am 06. Juli

Fotos: Heike Keppel

 
 

Bericht: Marco Manzel

 

Mythos Staffelrudern

 

Die Grundidee klingt übersichtlich: Acht Stunden in zwei Booten, ein Rundkurs von 3,5km auf der Alster, mitten in Hamburg. Auf der Internetseite liest man dann: „Um über das gesamte Rennen motiviert zu bleiben, empfiehlt es sich, ein möglichst großes Team vor Ort zu haben.“ Das heißt, (diesmal) 24 Mannschaften je mit mehr oder weniger 30 Ruderern: jungen, alten, dünnen, kräftigen, Frauen, Männern, auch mit Beinprothese, erfahren oder als Greenhorn – sagen wir also plus minus 700...800 diverse, fröhlich aufgeregte Ruder:innen kommen hier zusammen.
Los geht‘s, entspannt um 11 Uhr. Es ist ausreichend Zeit, einen Platz für die Gruppe zu finden, die Boote anzuschlagen und die erste Staffel aufs Wasser zu bekommen. Nach dem Start ist es vorbei mit der hanseatischen Ruhe – die zweite Staffel sollte pünktlich zum Wechsel startbereit auf dem Wasser sein; also in zwölf Minuten 24 Boote über einen Steg, an dem vier Boote gleichzeitig Platz finden. Ich fühle mich in einen Ameisenstaat versetzt und bin beeindruckt, mit welcher Professionalität aus Chaos Ordnung entsteht.
Die Strecke: bildet eine Acht über Innen- und Außenalster. Gleich nach dem Start, natürlich mit „3 * ¾ und zehn Dicken“, fliegen wir auf die Lombardbrücke zu, eine schöne Drei-Bogen-Steinbrücke, durch deren rechten Bogen man fährt. Offiziell darf durch den Bogen nur ein Boot –  nur zu diesem Zeitpunkt in der Runde hört die Mannschaft, vollgepumpt mit Adrenalin und Testosteron, ungern etwas von „halber Kraft“ – und hat man es mit zwei verständnisvollen Steuerleuten zu tun, so passt es auch parallel. Es geht in einer Bogenfolge, steuerbord, backbord, steuerbord, über die Innenalster – der kleine Walter Röhrl in der Steuerfrau jubiliert, während sie das Boot, immer auf der Ideallinie durch die Kurven driften lässt und versucht die Konkurrenz auszubremsen. Der eigentliche Beginn der Runde kommt dann mit der langen Geraden auf der Außenalster. Jetzt muss der bunte Haufen agieren wie ein Körper, jetzt muss der Druck auf dem Kessel stimmen, denn jetzt ist Schluss mit kleinen Neckereien, jetzt werden die großen Kämpfe ausgetragen. Endlich die weite Wende auf die Zielgerade. Spätestens hier ist die Mannschaft im Notprogramm und die aufmunternden Worte vom Steuerplatz dringen kaum noch durch das Schreien der roten Lampen in den Köpfen der wackeren Recken. Man hört von irgendwo „Noch zehn Schläge!“ (aus denen immer 15 werden) – und dann sind wir auch schon durch – Wechsel, eine von circa 30 Runden ist geschafft. Das zweite Boot ist nun auf der Strecke, wir bekommen langsam wieder Luft, das Licht gewinnt seine Farbe wieder zurück, wir hören wieder Kommandos und versuchen, diesen folgend, an den Steg zu kommen.
Was in den nächsten Minuten an Gefühlen über die Gesichter wandert ist ein Fest für den aufmerksamen Betrachter. Die Bilder von Nils, ein Ausschnitt von zehn Sekunden, sprechen Bände.
Nun müssen sich neue Mannschaften finden: Bin ich schon eingeteilt? Ist da ein Boot erst halb besetzt? – Die Einteilung fließt dynamisch aufs Papier: man probiert, schiebt hin und her, baut froh gemischte Boote.
Aber es gibt auch viel Ruhe, Zeit zum Quatschen und Philosophieren. Wir blicken auf Udos "Panik-Zentrale" und lauschen Clemens‘ Motivationsreden. In einer Renngemeinschaft mit Braunschweigern sind wir unterwegs, und ich bin schon neugierig, diejenigen kennenzulernen, mit denen ich gerade im Boot saß.
Maike hat uns alle hier zusammengebracht, und irgendwie schafft sie es, den Überblick zu behalten. Sie hatte uns in Berlin zum Thema Wetter vorgewarnt – und da platzt es auch schon los, das Gewitter: Von jetzt auf gleich schüttet es wie aus Eimern. Das Rennen wird unterbrochen, wir sind wieder im Ameisenhaufen: Alle Boote müssen an Land, müssen irgendwo hin und keiner wartet gern auf dem Wasser, wenn es ringsum donnert.
Die Boote nach dem Regen wieder aufs Wasser zu bekommen ist dann fast Routine. Die Damen hatten schon gefürchtet, um die Wertung ihrer Schnellsten Runde gebracht zu werden, doch wir fahren noch eine Stunde. Am Ende belegen wir den zweiten Platz (gut, in Klasse 3); wir haben den Sekt der 200. und der 555. Runde gewonnen und es gibt jede Menge Pokale und Medaillen.
Nun, Fazit: Man ist in C-Vierern unterwegs, aber vergesst alles, was ihr über Teebeutel-Rudern bei Hansi gehört habt! Hier geht‘s echt zur Sache. Ihr Leistungskader-Trainer verfallt nicht auf die Idee, hier die Vorbelastung für eine Meisterschaft fahren zu wollen – hier gibt es keine Zurückhaltung, kein Erbarmen, hier gehen die Pferde durch und brechen auch mal Skulls.
Und selbst wenn einen das Wettkampffieber nicht über die brennenden Muskeln packen sollte, so kann es durchaus beglücken, vom Steuerplatz aus, mit einfachen, oft nur ein- oder zweisilbigen Worten aus wunder Kehle, eine ermüdende Mannschaft auf Touren zu halten.
Doch all mein Ringen mit den Worten hier wird es wohl nicht ändern: Man muss dabei gewesen sein, um das Leuchten in den Augen der Eingeweihten zu verstehen, sobald jemand anfängt von Hamburg zu erzählen.